Wahlprüfsteine Matthias Grunert
1. Was qualifiziert Sie Bürgermeister zu werden?
Ich stehe mit beiden Beinen fest in unserer Stadt, in der ich geboren wurde, aufgewachsen bin und lebe. Als Polizeibeamter kenne ich Verantwortung nicht theoretisch, sondern aus der täglichen Praxis. Als Stadtverordneter habe ich gelernt, politische Entscheidungen unter schwierigen Bedingungen zu treffen. Und als Familienvater erlebe ich das Leben in Luckenwalde so, wie es viele kennen – mit Kita, Schule, Einkauf, Verein - also dem alltäglichem Leben. Ich kenne Verwaltungen von innen, sowohl als Stadtverordneter als auch als Führungskraft in der Landespolizei des Landes Brandenburg. Diese Verbindung aus Erfahrung, Nähe und Gestaltungswille macht mich bereit, voranzugehen – und zugleich zuzuhören.
2. Wie wollen Sie die Sauberkeit in der Stadt fördern?
Aus meiner Sicht ist Sauberkeit kein Luxus, sondern Ausdruck von Respekt gegenüber der Stadt und ihren Bewohnern. Da verwundert es schon, wie einige Mitbürger mit unserem öffentlichen "Wohnzimmer" umgehen. Ich möchte mehr Eigenverantwortung durch Patenschaftsmodelle für Grünflächen und Baumscheiben. An diesen Patenschaftsmodellen können sich Schulen, Nachbarschaften und/oder Vereine, sowie jeder einzelne Bürger beteiligen. Unterstützt werden diese Patenschaften mit Sachmitteln der Stadt. Das alles geht nur, wenn Verwaltung, Bürger und Politik gemeinsam Verantwortung übernehmen.
Ein präsentes Ordnungsamt, das zunächst nicht strafend, sondern erklärend agiert, gehört aus meiner Sicht dazu.
3. Welche Ideen verfolgen Sie im Umgang mit dem alten Stadtbad?
Das alte Stadtbad ist mehr als nur ein Gebäude – es ist ein Erinnerungsort. Für viele Menschen steht es für Kindheit, für Schwimmunterricht, für sportliche Erfolge oder einfach für das Gefühl, dass eine Stadt für ihre Bürger da ist. Heute steht es leer – als Denkmal mit Potenzial, aber auch mit großen Herausforderungen.
Denkbar ist vieles - von einem Gebäude für Musik und Bildung mit multifunktionellen Veranstaltungsräumen bis hin zu einer kulturellen Begegnungsstätte für alle Generationen. In diesem Sinne hat auch das Architekturbüro "Hütten und Paläste" den Auftrag erhalten einen denkmalgerechten, barrierefreien Umbau des alten Stadtbades zu planen und zu begleiten. Ein elementarer Bestandteil des Umbaukonzeptes ist die umfängliche Einbindung/Beteiligung aller Luckenwalder Bürger. Diesen Prozess möchte ich als Bürgerpartner aktiv begleiten.
Ich wünsche mir, dass das Stadtbad in naher Zukunft wieder mit Leben gefüllt ist - nicht als gefühlte Belastung, sondern als ein neuer Ankerpunkt im Stadtgebiet.
4. Wie wollen Sie den städtischen Haushalt konsolidieren?
Ein stabiler Haushalt ist das Fundament jeder guten Stadtpolitik. In den vergangenen Jahren wurde solide gewirtschaftet. Dies ist zeigt sich deutlich an den gebildeten Rücklagen (dem Sparbuch der Stadt). Mein Kurs ruht auf drei Säulen:
-Priorisierung der Ausgaben und Nutzung von Synergien
-weiterhin konsequentes Nutzen von Fördermitteln
-gezielte Stärkung der Einnahmeseite etwa durch Gewerbeflächenentwicklung.
Ein besonderer Fokus liegt z.B. dabei auf dem städtischen Bauhof.
Er ist eine wertvolle Einrichtung, mit Erfahrung, Maschinenpark und hoher Einsatzbereitschaft. Ich möchte seine Rolle stärken – insbesondere bei Aufgaben wie Straßenunterhaltung, Grünpflege, Reparaturen oder der Durchführung kleinerer kommunaler Baumaßnahmen.
Aber eines ist mir dabei sehr wichtig:
Der Bauhof darf nicht in Konkurrenz zur lokalen Wirtschaft treten.
Das heißt: Wo örtliche Betriebe wirtschaftlich und qualifiziert arbeiten können, bleibt ihnen der Vorrang. Der Bauhof soll dort aktiv werden, wo es wirtschaftlich sinnvoll, organisatorisch notwendig oder kurzfristig effizient ist – nicht als Ersatz für das Handwerk, sondern als Ergänzung zur Daseinsvorsorge.
Einen blinden Sparkurs lehne ab.
Eine vertiefende Untersuchung des gesamten Haushaltes durch eine spezialisierte Kommunalberatung halte ich für unabdingbar.
5. Welche Ideen haben Sie, um die Wirtschaft zu stärken?
Luckenwalde braucht eine Wirtschaftspolitik, die den Standort stärkt, Arbeitsplätze sichert und Entwicklung ermöglicht – nicht abstrakt, sondern ganz konkret vor Ort. Mein Ziel ist es, die vorhandenen Potenziale zu nutzen und gleichzeitig neue Perspektiven zu schaffen – für bestehende Betriebe, für Gründerinnen und Gründer, für Handwerk und Industrie gleichermaßen.
Ein zentraler Baustein dafür ist die zügige Entwicklung neuer Gewerbeflächen, insbesondere im Industriegebiet Zapfholzweg. Dort sollen in enger Abstimmung mit Verwaltung, Landkreis und ansiedlungsinteressierten Unternehmen Flächen erschlossen werden, die dem wachsenden Bedarf nach Produktions- und Lagerkapazitäten gerecht werden. Ohne neue Flächen verlieren wir Wettbewerbsfähigkeit – mit ihnen schaffen wir langfristige Einnahmen und Arbeitsplätze.
Gleichzeitig sehe ich im Biotechnologiepark am Zapfholzweg einen Zukunftsstandort, den wir modernisieren und stärker vernetzen müssen. Hier werde ich eindringlich auf die Verantwortung des Landkreises hinarbeiten. Vorstellbar ist das Hinwirken auf die Entwicklung eines Forschungsinstituts oder technologieorientierter Gründungen. Damit Forschung, Ausbildung und Wirtschaft besser zusammenwirken, will ich gezielt Fördermittel von Land, Bund und EU einwerben – gestützt durch eine weiterhin professionelle Fördermittelkoordination im Rathaus.
Ein weiterer Schwerpunkt liegt für mich im regionalen Handwerk. Ich möchte die Verfahren zur Vergabe städtischer Aufträge transparenter und planbarer gestalten. Deshalb werde ich halbjährliche Vergabekonferenzen einführen, bei denen die Stadtverwaltung mit Handwerksbetrieben und örtlichen Unternehmen frühzeitig über geplante Bau- und Dienstleistungsaufträge ins Gespräch kommt. So erhöhen wir die regionale Wertschöpfung, sichern Arbeitsplätze vor Ort und ermöglichen eine bessere Planungssicherheit für Betriebe. Gleichzeitig soll ein vereinfachter Zugang zu städtischen Ausschreibungen für kleine und mittlere Unternehmen geschaffen werden.
Eine Unterstützung der lokalen Wirtschaft insbesondere bei Fragen des Baurechtes beispielhaft der Umnutzungen bestehender Immobilien ist für mich selbstverständlich.
6. Welche Maßnahmen ergreifen Sie, um die Obdachlosigkeit in Luckenwalde zu bekämpfen?
Obdachlosigkeit ist ein sensibles Thema, das uns alle zur Aufmerksamkeit und zum respektvollen Umgang verpflichtet. Die Ursachen sind vielschichtig: persönliche Krisen, Sucht, psychische Erkrankungen, manchmal auch schlichte Überforderung. Es wäre unseriös, einfache Lösungen zu versprechen. Aber es ist unsere Aufgabe, verlässliche Hilfsangebote vorzuhalten – und genau da möchte ich ansetzen.
In Luckenwalde existiert bereits eine Obdachlosenunterkunft, die Menschen in akuten Notsituationen Schutz bietet. Dieses Angebot soll erhalten und – wo nötig – behutsam weiterentwickelt werden. Dabei geht es nicht um neue Strukturen, sondern um die Verbesserung der Begleitung: Wie kommen Betroffene an weiterführende Hilfe? Wer unterstützt sie beim Übergang von der Obdachlosigkeit in eine Wohnung oder bei der Stabilisierung ihrer Lebenssituation?
Ich möchte prüfen, wie die Zusammenarbeit zwischen städtischem Sozialbereich, freien Trägern und ehrenamtlich Engagierten besser koordiniert werden kann – zum Beispiel durch regelmäßige Fallbesprechungen oder eine zentrale Ansprechstelle. Auch präventive Maßnahmen, etwa frühzeitige Beratung bei drohendem Wohnungsverlust, können dabei helfen, Notlagen zu vermeiden, bevor sie entstehen.
Für mich gilt: Obdachlosigkeit darf in unserer Stadt nicht verdrängt, aber auch nicht skandalisiert werden. Wichtig ist, still, verlässlich und respektvoll zu helfen – im Rahmen der kommunalen Möglichkeiten, mit einem verständigem Blick auf die individuellen Lebenslagen.
7. Wie möchten Sie das Vereinsleben stärken?
Unsere Vereine sind weit mehr als Freizeitangebote – sie verbinden Generationen, schaffen Gemeinschaft, tragen zur Integration bei und halten die Stadt im Innersten zusammen. Ob im Sport, in der Kultur, im Sozialen oder bei der Freiwilligenarbeit: Ohne die Arbeit der Ehrenamtlichen würde vieles in Luckenwalde schlicht nicht funktionieren.
Ich will Verfahren vereinfachen und digitalisieren, damit mehr Zeit für Vereinsarbeit bleibt und weniger für Antragsformulare aufgewendet werden muss. Auch der Zugang zu städtischen Räumen soll verbessert werden – mit klaren, fairen und bevorzugten Nutzungsregelungen für gemeinnützige Organisationen.
Ein besonderes Anliegen ist mir der regelmäßige direkte Austausch zwischen Verwaltung und Vereinen. Ich möchte daher ein jährliches Vereinstreffen einführen, bei dem gemeinsam über Herausforderungen, Bedarfe und Entwicklungsmöglichkeiten gesprochen wird – offen, auf Augenhöhe und lösungsorientiert.
Und nicht zuletzt gehört zum Vereinsleben auch die Wertschätzung. Ich halte es für wichtig, dass wir das das Ehrenamt in den Vereinen sichtbarer machen – etwa durch eine Veranstaltung auf dem Boulevard als "Boulevard der Vereine".
Mein Ziel ist eine Stadt, in der Ehrenamt keine Selbstverständlichkeit ist, sondern unterstützt, sichtbar gemacht und politisch gewollt ist. Luckenwalde lebt von seinen Vereinen – und ich möchte, dass die Vereine auch von der Stadt leben.
8. Wie wollen Sie die Kinder- und Jugendbeteiligung fördern?
Kinder und Jugendliche haben das Recht, bei Entscheidungen, die sie betreffen, gehört und ernst genommen zu werden – das ist nicht nur meine persönliche Haltung, sondern ein klarer Auftrag der Kommunalverfassung des Landes Brandenburg (§ 18a BbgKVerf). Dort ist geregelt, dass Gemeinden junge Menschen an Planungen und Vorhaben, die deren Interessen berühren, in angemessener Weise beteiligen sollen.
Diesen Auftrag will ich in Luckenwalde verbindlicher, sichtbarer und wirksamer umsetzen – nicht mit einer einmaligen Aktion, sondern als offenen, dauerhaften Prozess ausgestattet mit einem eigenen Budget.
Ich möchte neue Beteiligungsformate entwickeln, die nah an der Lebenswelt der Jugendlichen sind – etwa über Workshops an Schulen, digitale Beteiligungstools oder Projekttage zur Stadtentwicklung. Ob das die richtigen Ansätze weiß ich nicht. Muss ich auch nicht, denn schon das sollen die Kinder und Jugendliche mitentscheiden- ob sie sich beteiligen und wie.
Kinder- und Jugendbeteiligung soll dabei nicht abgeschlossen oder starr sein, sondern offen, zugänglich und dynamisch. Nicht alle Jugendlichen wollen sich in einem Beirat engagieren – aber viele haben Meinungen, Ideen und klare Vorstellungen davon, wie sich ihre Stadt anfühlen und entwickeln soll. Mit diesen Perspektiven sollen sich Kinder und Jugendliche aktiv einbringen und ernst genommen werden.
Mein Ziel ist eine Stadt, in der Kinder und Jugendliche nicht „mitgemeint“, sondern aktiv mitbeteiligt werden – in Planungen, in Prozessen und im politischen Alltag. Denn wer früh erlebt, dass Mitwirkung möglich ist, übernimmt auch später Verantwortung für die Gesellschaft.
9. Was unternehmen Sie, um das Sicherheitsgefühl zu stärken?
Sicherheit beginnt nicht erst bei der Polizei – sie beginnt im Alltag. Dort, wo Straßen gut beleuchtet sind, wo Wege gepflegt wirken, wo Menschen sich begegnen und Verantwortung füreinander übernehmen. Das Sicherheitsgefühl ist oft ebenso wichtig wie die objektive Sicherheitslage – beides verdient Aufmerksamkeit und ist nicht immer deckungsgleich.
Deshalb will ich zuerst dort ansetzen, wo Veränderungen direkt spürbar werden:
Ich plane, die öffentliche Beleuchtung an gefühlten Angsträumen gezielt zu verbessern – etwa an Unterführungen, Parkzugängen, Wegen zwischen Wohngebieten.
Darüber hinaus möchte ich gemeinsame Streifen von Ordnungsamt und Polizei mit regelmäßigen Streifen auch in den Abendstunden und an Wochenenden, besonders in stark frequentierten Bereichen. Diese Präsenz soll klärend wirken, deeskalierend – und sie schafft Vertrauen, wenn sie zugewandt und ansprechbar ist.
Ein weiterer Baustein ist die enge Zusammenarbeit mit sozialen Akteuren: Streetworkerinnen und Streetworker, Jugendsozialarbeit und Präventionsarbeit müssen gezielt unterstützt werden, um Konflikten im öffentlichen Raum frühzeitig zu begegnen. Dort, wo sich Gruppen bilden – sei es aus Langeweile, Orientierungslosigkeit oder Gruppendruck –, braucht es Ansprechpartner, nicht nur Ordnung.
Gleichzeitig möchte ich mit den Bürgerinnen und Bürgern im Gespräch bleiben: durch Sicherheitsdialoge in den Quartieren und Ortsteilen, durch Rückmeldemöglichkeiten im Alltag – digital oder persönlich. Nur wer genau hinhört, wo sich Menschen unsicher fühlen, kann gezielt reagieren.
Für mich ist klar: Sicherheit entsteht nicht durch Kontrolle allein – sondern durch Präsenz und das Gefühl, nicht allein zu sein. Ich möchte, dass die Menschen in Luckenwalde nicht nur sicher sind, sondern sich auch sicher fühlen.
10. Welche Maßnahmen ergreifen Sie, um die Bildung zu fördern?
Zuständig für Lehrpläne, Lehrerstellen und Schulaufsicht ist in erster Linie das Land Brandenburg. Doch auch auf kommunaler Ebene können wir viel tun, um gute Bildungsbedingungen zu ermöglichen – und genau da setze ich an.
Ich will, dass unsere Schulen baulich und technisch gut ausgestattet sind. Deshalb setze ich mich für regelmäßige Investitionen in Gebäude, Digitalisierung und Schulumfeld ein.
Eine Herausforderung der ich mich stellen möchte, wird die Weiterentwicklung des Standortes der Fiedrich-Ludwig-Schule (Ober-und Grundschule) zu einem Bildungscampus sein.
Darüber hinaus möchte ich außerschulische Bildungsorte stärken: die Bibliothek als Ort für Leseförderung und Medienkompetenz oder auch die Hochschulpräsenzstelle als Brücke zu Ausbildung und Studium.
Bildung ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Die Stadt kann nicht alles leisten, aber sie kann viel möglich machen.
11. Welche Ideen möchten Sie umsetzen, um ein breitgefächertes kulturelles Leben im öffentlichen Raum zu fördern?
Kultur soll dort stattfinden, wo das Leben spielt – auf Plätzen, in Höfen, in Parks. Ich möchte deshalb die Nutzung des öffentlichen Raums für kulturelle Aktivitäten vereinfachen und gezielt unterstützen – etwa durch gebührenfreie Nutzung städtischer Flächen für gemeinnützige Veranstaltungen und bereitgestellter Infrastruktur.
Die Volksbühne Luckenwalde – ein umgebauter LKW – steht sinnbildlich für das, was ich fördern möchte: mobile, zugängliche Kulturformate, die direkt zu den Menschen kommen. Sie zeigt, wie flexibel Kultur sein kann – und wie viel Begegnung entsteht, wenn wir ihr Raum geben.
Die Volksbühne Luckenwalde – ein umgebauter LKW – steht sinnbildlich für das, was ich fördern möchte: mobile, zugängliche Kulturformate, die direkt zu den Menschen kommen. Sie zeigt, wie flexibel Kultur sein kann – und wie viel Begegnung entsteht, wenn wir ihr Raum geben.
Die Aufgabe der Stadt ist es nicht, alles selbst zu veranstalten - sondern Rahmenbedingungen zu schaffen, in denen Kultur sich entfalten kann.